Begleitung, Hilfe, Gruppenangebote, Freizeitaktivitäten, Erziehungsvorträge, PEKiP-Gruppen, Bewegungsangebote, ….. –  „Was brauchen Familien in welcher Lebensphase und in welchem Kontext?“ – Und: „Wie können Fachkräfte dabei unterstützt werden, Familien zu fördern und zu begleiten?“ Dies sind zwei zentrale Fragen für die Familienbildung. Fachtage, bei denen sich Akteure aus verschiedenen Institutionen und mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund kennenlernen, vernetzen, voneinander und miteinander lernen, sind ein wichtiges Angebot der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus. Bis zum Jahresende werden noch einige stattfinden.

Einer davon befasst sich mit der Methode vom Klassen- und Familienrat. Es gibt klassische Konfliktthemen, die treten immer wieder auf: Wann muss ich nach Hause kommen? Warum darf ich dies oder jenes nicht? Nie räumst du dein Zimmer auf, und warum musst du immer mit dem Handy spielen? Regeln und Termine werden vereinbart, aber nicht eingehalten. In der Schule sind Unstimmigkeiten und Reibereien an der Tagesordnung. Dem Lehrer gelingt es nicht, nach der Pause sofort den Unterricht zu beginnen, denn der Lärmpegel sinkt nur langsam.
„Kein Problem ist unlösbar, sobald man es als eine normale Aufgabe erkennt.“ – Dieses Zitat stammt von Rudolf Dreikurs (1897–1972). Um diese „normale Aufgabe“ zu lösen, hat er das Konzept vom Familien-/Gruppen-/Klassenrat entwickelt. Ulrike Strubel und Martina Ditscher vom Verein für praktizierte Individualpsychologie e.V. (VpIP) stellen es am Montag, 22.10.2018, bei der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus vor. Der Tag für Fachkräfte in der Zeit von 9 bis16 Uhr trägt den Titel: „Verantwortung klären – Lösungen finden.“

„Ich habe noch nichts Besseres gefunden, wenn es darum geht, immer wiederkehrende Themen erfolgreich zu klären“, sagt Ulrike Strubel überzeugt. Die Methode vom Klassen-/Gruppen- oder Familienrat eignet sich nicht, Akutkonflikte zu lösen, betont sie, denn sie beruht auf Regelmäßigkeit, und die braucht Zeit.

„Einen solchen „Rat“ einzuführen, hat viel mit Haltung zu tun“, erklärt Ulrike Strubel. Wichtig sei dabei, dass alle Beteiligten „auf Augenhöhe“ kommunizieren und sich gegenseitig signalisieren: „Ich bin okay, und du bist es auch.“ Um weitere Hintergründe der Methode, über Settings, Zielgruppen und wichtige praxisorientierte Anregungen geht es bei diesem Fachtag.

„Für Profianfänger und Anfängerprofis“

Für vielfältige Veranstaltungen entlang der Bildungskette hat sich das Team den Slogan „Für Profianfänger und Anfängerprofis“ einfallen lassen. Was steckt hinter diesem Wortspiel? „Anfänger und Profis sind wir alle gleichermaßen“, meint Jana Schmitz-Hübsch, Leiterin der Familienbildung im HPH. „Lebensanfänger“ sind natürlich die Kinder, Anfänger sind oft auch Eltern mit ihrem Neugeborenen. Berufsanfänger gibt es ebenso. Und zugleich sind sie alle auch schon Profis: Eltern wissen intuitiv, was ihr Kind braucht, dass Zeit und Liebe wichtige Ressourcen sind, die sie ihrem Kind mitgeben möchten. Sie kennen ihr Kind oft besser als alle Anderen. Die Fachkräfte schauen auf eine Ausbildung und Berufslaufbahn zurück, in der sie  Kompetenzen erworben haben, umso mehr, wenn sie selbst auch Familie haben. „Wenn sich diese Profis vernetzen, dann profitieren alle davon“, ist Jana Schmitz-Hüsch überzeugt, die auch das „Netzwerk Familienbildung“ leitet.

„Als Netzwerkstelle koordinieren wir die Akteure der frühen Hilfen und Beratungsstellen in Ludwigshafen  und suchen immer wieder neue Kooperationspartner“, fährt sie fort. „Unser Ziel ist ein bedarfsgerechtes und breites Bildungsangebot für alle Familien.“ Zugleich hat sie den Anspruch, dass die Familienbildung im HPH Kompetenzzentrum für Aus- und Weiterbildung für Multiplikator/Innen und Fachkräfte mit unterschiedlichen Hintergründen – aus therapeutischen, pädagogischen, sozialen oder politischen Arbeitsfeldern – ist. Dies stellt sie durch Tagungen und Seminare sicher, die neue Impulse zu aktuellen Themen geben, praxisnahes Wissen vermitteln und schließlich zu reflektiertem und selbstbewusstem Handeln im Alltag führen.

Fachtage entstehen mit Netzwerkpartnern

„Grundlage für unser Tun sind unsere Netzwerkpartner“, betont die Diplom-Pädagogin. Sie sind auch häufig diejenigen, die auf aktuelle Herausforderungen aufmerksam machen und Impulse für einen Fachtag geben. So entstand etwa in Kooperation mit dem Bereich Jugendförderung und Erziehungsberatung sowie dem Bereich Kindertagesstätten der Stadt Ludwigshafen die Tagung „Umgang mit Belastung am Arbeitsplatz“. Sie richtet sich an Fachkräfte aus Erziehung, Bildung, Sozial- und Gesundheitswesen. Der Hintergrund: Veränderungen und Arbeitsverdichtung fordern sie im Alltag heraus. Die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen und die eigene Widerstandskraft zu stärken, wird immer bedeutsamer. Eine wohlgemeinte Empfehlung lautet dann häufig: „Sich nicht jeden Schuh anziehen…“ – Aber wie gelingt es, verantwortet „Ja“ oder „Nein“ zu sagen?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt für Eltern eine große Herausforderung. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels ist dies aber auch ein Thema, das Unternehmen beschäftigt. Sie können bei der Familienbildung „Elternguides“ qualifizieren lassen. Denn Unternehmen, die mehr Flexibilität im Arbeitsalltag ermöglichen, haben viele Vorteile. Folgerichtig ist die Veranstaltung in Kooperation mit dem Forum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ der Metropolregion Rhein-Neckar entstanden.

In diesem Zusammenhang bietet die Familienbildung zudem einen Workshop für Beschäftigte in Elternzeit an. Denn diese Mütter oder Väter brauchen diese Zeit auch, um – angesichts der neuen Lebenssituation mit einem Kind – ihre persönlichen und beruflichen Pläne zu reflektieren und auszubauen. Angeboten wird dieses „Basecamp Ludwigshafen“ in Kooperation mit   „elvisory“, das Unternehmen, Verwaltungen und Eltern dabei unterstützt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu meistern. Im „Basecamp“  setzen sich die jungen Eltern mit professioneller Begleitung an fünf Termine mit ihren eigenen Vorstellungen auseinander, erkennen ihre Stärken und Fähigkeiten, entwickeln eine Vision für Beruf und Familie und planen strukturiert die nächsten Schritte. Auch hier liegt ein Schwerpunkt darauf, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen.

Renommierte Referierende und optimaler Rahmen

Wie gelingt Anschlussfähigkeit? Eine Tagung zu „Marte Meo“ findet auch in diesem Herbst wieder statt. Die international bekannten Referentinnen Marie und Josje Aarts legen diesmal den Schwerpunkt auf Integration und Inklusion. „Voll daneben oder mittendrin?“ lautet der Titel . „Bei der Integration von beeinträchtigten Menschen, bei der Inklusion sowie bei der Gestaltung des Zusammenlebens in unseren Sozialräumen und gesellschaftlichen Bezügen liegen die Chancen in gelingender Kommunikation und Interaktion“, heißt es im Konzept für die Tagung. Davon ausgehend will der Marte Meo-Fachtag Grundlagen für Lebenschancen, gemeinschaftliches, demokratisches Miteinander und ökonomische Weiterentwicklung legen.

„Ich bin sehr froh, dass wir uns für alle diese Fachtage wieder auf unsere Kooperationspartner und überaus qualifizierte Referentinnen und Referenten verlassen können“, sagt Jana Schmitz-Hübsch. „Gemeinsam ermitteln wir die Bedarfe bei Fachkräften und Familien und können so ganz gezielt lebendige und informative Veranstaltungsformate entwickeln. Sie bieten den Teilnehmenden Informationen und Anregungen, machen ihnen aber auch Spaß, weil sie über den eigenen Teller blicken können, neue Menschen kennenlernen und ein abwechslungsreiches Programm erleben.

Dass wir im Heinrich Pesch Hotel dafür auch noch einen  hervorragenden Rahmen bieten, ist eine weitere Grundlage für den Erfolg unserer Fachtage.“