Stephan Fraustadt ist derzeit als Praxisstudierender in der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus tätig. Er hat das naturwissenschaftlich ausgerichtete Kinderferienprogramm „Mit Pluto und Planeta die Welt entdecken“ als Betreuer begleitet, mit gestaltet und mitorganisiert. Als angehender Kindheitspädagoge fasst er seine Erfahrungen zusammen: „Das Konzept ist toll! Es greift den natürlichen Forschungs- und Bewegungsdrang von Kindern spielerisch auf und verbindet ihn mit einer demokratischen, partizipativen Grundhaltung der Teamer. Das Ergebnis: unglaublich viel Spaß, Erfolg und Wissen.“

Hier sein Erfahrungsbericht über drei Wochen „Pluto und Planeta“:

Montagmorgen um 7 Uhr beginnt nicht nur für einige Kinder, sondern auch für mich als Teamer zum ersten Mal das Ferienprogramm „Mit Pluto und Planeta die Welt entdecken“. Einige Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind schon mehrmals dabei gewesen, aber auch sie sind aufgeregt, weil das Programm jedes Jahr anders ist. Und auch für mich ist es neu, ein Ferienprogramm mitzugestalten und zu organisieren.

Die Aufregung der Kinder ist nachvollziehbar: Sie kennen die Themenbereiche, die die Woche bestimmen, aber nicht die geplanten Aktionen und Experimente. Ich bin gespannt, weil ich mich innerhalb kürzester Zeit auf die Kinder und auf komplett neue Kolleginnen einstimmen muss. Und ich habe einen Anspruch an mich selbst: Ich möchte die  Wochen nach pädagogisch aktuellen Konzepten gestalten; die Kinder sollen außerdem Spaß haben, spielen, sich ausprobieren und die Welt nach ihren Vorstellungen partizipativ gestalten.

Die vier altershomogenen Gruppen haben jeweils einen eigenen Gruppenraum, den sie zunächst für die kommende Woche vorbereiten. Die Tage sind vollgepackt mit Spielen, Experimenten und Entdeckungen – und so wird sich auch der Raum im Lauf der Zeit verändern.

Jeder Tag ein Thema

Jeder der fünf Wochentage beim Kinderferienprogramm widmet sich einem speziellen Thema aus den Bereichen der Naturwissenschaften, das es auf spielerische und autonome Art und Weise zu entdecken gilt. Ob Astronomie, Magnetismus, Elektrizität oder die Elemente der Erde: Für jeden ist etwas dabei, und alle dürfen sich und ihre Ideen mit einbringen. Denn am Nachmittag sollen die Jungen und Mädchen auf einen erfahrungs- und lehrreichen Tag zurückblicken. Konkret bedeutet das, dass die Kinder ihre Experimente selbst planen und umsetzen. „Wir können eine Rakete in die Luft schießen“, schlägt Julius (6) vor, oder: „Wir bauen einen Vulkan, aus dem Lava kommt“, lautet die Idee von Cem (6). Zugegeben, nicht alle Vorschläge und Ideen können umgesetzt werden – einige aber schon. Und am Ende der Woche präsentieren die Kinder ihren Eltern und untereinander die Ergebnisse bei einer Abschlussfeier.

Die Tage sind ähnlich aufgebaut: Nach der Anmeldung und der Frühbetreuung bis 9 Uhr können die Kinder basteln, erzählen, malen oder einfach nur spielen. Der gemeinsame  Morgenkreis beginnt mit einer Geschichte als Einstieg. Sie gibt einen Vorgeschmack auf das, was kommt, denn sie beschäftigt sich humorvoll und augenzwinkernd mit so relevanten Fragen wie: „Wo gehen Astronauten aufs Klo?“, „Warum fallen wir nicht von der Erde?“ oder „Wer knipst das Licht im Kühlschrank an und aus?“ Nach der vorgelesenen Geschichte beginnen die „eigenen Geschichten“ im Gruppenraum.

Der erste Tag steht noch unter dem Motto „Kennenlernen und Wochenexperiment“. Wir spielen gemeinsam und haben Spaß bei den gruppendynamischen Kennenlernspielen, entwickeln unsere ganz eigenen, individuellen Gruppenregeln, erfinden einen Gruppennamen. Nicht ganz ernst gemeint ist  die „Wissenschaftsaufnahmeprüfung“, bei der die Kinder Rätsel und Aufgaben lösen müssen;  und nach dem gemeinsamen Mittagessen startet auch schon das erste Experiment, das uns die ganze Woche begleiten wird.

Die spannende Fragestellung: Können in einem Gefrierbeutel Keimsprossen wachsen? Das gilt es zu beobachten. Die Kinder stellen erste Vermutungen an: „Da kommt doch gar kein Sauerstoff dran, die können nicht wachsen“, behauptet Mia (6). „Ich sag 50-50, dann hab ich immer Recht“, sagt Valentin (7). Wenn die Kinder an den folgenden Tagen morgens ins HPH kommen, sind sie ganz gespannt: „Ist schon etwas gewachsen?“,  „Kann man schon etwas sehen?“, fragen sie mit leuchtenden Augen und bestaunen ihr Experiment im Gruppenraum.

Kinder entscheiden mit

Jeder Tag endet mit einer Feedbackrunde. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Ideen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Was hat gut geklappt und was nicht? Was wünschen wir uns für den morgigen Tag? Dabei dürfen sich alle Kinder zu Wort melden, aber niemand muss. Und sie können mit dem Daumen Zustimmung oder Ablehnung äußern, so erfahren wir genug Rückmeldung und vermeiden zeitintensive und „langweilige“ Diskussionen.

Ein echter Höhepunkt im Kinderferienprogramm ist für viele Kinder der Ausflug an einem Tag. Zwei Gruppen führte er ins Technoseum und eine zur Mitmachausstellung „Einfach tierisch“ im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim. Hier konnten sich die Kinder mit in 3D gemalten Urzeittieren ablichten lassen und sich anschließend in der Spielezone verweilen. Zu den Exponaten gibt es jede Menge für Kinder spannende Informationen. Der T-Rex etwa hatte „Schnodder“ in der Nase, der das Volumen von drei herkömmlichen Putzeimern hätten füllen können, und war aufgrund dessen lahm wie eine Ente. Darf man sich Wissenschaftler nennen, wenn man so etwas nicht weiß?

Im Technoseum konnten die Kinder zum Thema „akustische und visuelle Effekte“ rätseln, tüfteln, ausprobieren und forschen. Was ist der Unterschied zwischen hohen und niedrigen Dezibel? Wie baut man eine 3D-Brille? Was passiert, wenn ich eine geschlagene Stimmgabel an meinen Ellenbogen halte? Auf diese und noch viel mehr Fragen wissen die Kinder jetzt eine Antwort.

Aufgrund dieser gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen bleibt mein Fazit: „Bitte mehr davon für möglichst viele Kinder!“

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