Zugegeben: Es ist nicht angenehm, wenn man als Mutter mit  Schimpfwörtern wie „Blöde Kuh“ betitelt wird. Zwei Fragen drängen sich dann auf: Warum nennt mein Kind mich so? Und ebenso wichtig: Wie kann ich angemessen darauf reagieren?

Dass diese Fragen viele Eltern beschäftigen, wurde deutlich bei der Veranstaltung mit Ulrike Strubel zu diesem Thema. Zahlreiche Teilnehmende schilderten ihren (Familien-)Alltag und ihre Hilflosigkeit angesichts von Ausdrücken, bei denen „blöde Kuh“ noch vergleichsweise harmlos ist. Ulrike Strubel war für ihre Anliegen die richtige Ansprechpartnerin: Die Erzieherin und Heilpraktikerin ist seit fast 40 Jahren verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist zweifache Oma.  Ihre Angebote haben alle das gleiche Ziel: Das Miteinander soll menschlich bleiben, bzw. werden.

Und so hörte sie auch ganz genau hin, was die Eltern oder Erzieherinnen, die ebenfalls zur Veranstaltung gekommen waren, zu erzählen hatten. Und das war eine ganze Menge – unabhängig davon, ob die Kinder noch klein sind oder schon in der Pubertät, ob es Einzel- oder Geschwisterkinder sind.

Motivation für Schimpfwörter

Zwei Motive haben Kinder und Jugendliche, wenn sie Schimpfwörter benutzen, so die Referentin: Sie wollen Aufmerksamkeit, oder sie müssen Dampf ablassen. Und auf diese Ursachen hin seien die Reaktionen auszuwählen. Ignorieren oder Strafen wie die bekannte „Schimpfwortkasse“ helfen nicht immer, so ihre Erfahrung.

Wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen, sei das Benutzen von Schimpfwörtern ein Spiel, auf das sich Eltern und Erziehende nicht einlassen sollten, rät sie. Vielmehr sollten sie auf das Wort an sich eingehen. Wenn eine Mutter beispielsweise vom Kindergartenkind „blöde Kuh“ geschimpft wird, dann kann sie kreativ zurückfragen: „Wieso? Sind wir hier im Stall? Siehst du irgendwo Stroh? Hab ich etwa Hörner?“ – So werde dem Schimpfwort die Schärfe genommen. Für ältere Kinder biete es sich an, das Wort zu recherchieren: „Wo kommt es her, was bedeutet es eigentlich – und warum benutzt du es?“

Wenn Kinder durch die Schimpfwörter Dampf ablassen wollen, so Ulrike Strubel, dann könne man ihnen auch Alternativen dazu bieten. So erzählte sie aus einer Kita, wo das Benutzen von Schimpfwörtern zeitweise extrem überhand nahm. Deshalb wurde ein Zeitfenster von fünf Minuten als „Schimpfwort-Zeit“ festgelegt, während derer alle Kinder alle Schimpfwörter herausschreien durften – aber nur in dieser Zeit. Die Kinder disziplinierten sich auch gegenseitig, und nach und nach wurde das Problem deutlich kleiner. Zu Hause könnten jüngere Kinder das Wort beispielsweise in die Toilette oder das Waschbecken schreien und es anschließende selbst wegspülen, so ein weiterer kreativer Tipp.

„Mir als Referentin ist es wichtig, den Eltern zu vermitteln, dass Schimpfworte, die wir hören, unser Bedürfnis nach Respekt, Höflichkeit und Menschenwürde verletzen“, betont Ulrike Strubel. Ihre Empfehlung lautet daher, darüber mit dem Kind ins Gespräch zu kommen.

Veranstaltung war hilfreich

Für die Eltern waren diese Anregungen sehr hilfreich, wie sie später bekundeten. Dass die Ausführungen und Anregungen der Referentin sehr kompetent, aber auch mit Leichtigkeit erklärt wurden, gefiel ihnen ebenso, wie dass die eigene Situation angemessen viel Raum erhielt. Vor allem beruhigte es sie, dass sie mit diesem Problem nicht alleine sind. Auch andere Familien erleben damit Stress im Alltag.

Auch Ulrike Strubel empfand die Elter als sehr offen: „Es kam zu einem regen Austausch von bisher gemachten Erfahrungen im Umgang mit Schimpfworten. Alle Teilnehmenden hatten selbst schon kreative Ideen ausprobiert und einiges war dabei, das gerne von anderen Eltern aufgegriffen wurde,  mit dem Ziel, das auch einmal beim eigenen Kind zu versuchen“, sagt sie.

Aufgrund der guten Rückmeldungen bietet die Familienbildung im HPH die Veranstaltung noch einmal im Spätjahr an. Und da auch das Thema „Geschwisterrivalität“ in diesem Zusammenhang häufig angesprochen wurde, wird auch dies in einer weiteren Abendveranstaltung aufgegriffen werden.

Bereits am Montag, 07.05.2018, ist Ulrike Strubel Referentin für einen weiteren Abend: Sie warnt dann Eltern vor den „7 Fallen in der Kindererziehung“. Schimpfen, Meckern und Kritisieren ist eine dieser Fallen. An diesem Abend können Eltern und Erziehende die anderen sechs Fallen entdecken und wiederum Tipps mit nach Hause nehmen, damit sie nicht hineintappen.

Alle Termine finden Sie im Veranstaltungskalender auf der Homepage.