Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus und dreifache Mutter, erinnert sich gut an den vergangenen Sommer. Da wurden ihre Zwillinge eingeschult. „Ein Elternabend im Vorfeld war hilfreich und entlastend“, erzählt sie. Die künftige Lehrerin ihrer Söhne gab den Eltern ganz praktische Tipps für den neuen Lebensabschnitt – denn der Schulstart verändert das Leben für die Kinder und die Eltern.
„Fördert ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit!“, lautete ein Ratschlag. „Viele Eltern wollten wissen, was sie mit ihren Kindern im Vorfeld üben können“, so Hofmann – und sie dachten an Schreibübungen oder erste kleine Rechenaufgaben. Tatsächlich riet die Lehrerin aber dazu, alles zu üben, was die Selbstständigkeit erhöht: den Schulweg kennen lernen und alleine laufen, Fahrrad fahren, auch mal sitzen bleiben und ein Spiel zu Ende spielen, puzzeln oder Schleife binden.
„Besonders der Schulweg ist wichtig“, betont auch Kerstin Hofmann. Zwar erfordere es auch bei Eltern Überwindung, den Nachwuchs erstmals allein auf den Weg zu schicken, „aber Elterntaxis sind auch keine Lösung“, ist sie überzeugt.
„Unsere Jungen sind oft darauf angesprochen worden, dass jetzt der Ernst des Lebens beginnt und Schluss ist mit lustig“, so eine weitere Erinnerung. „Zum Glück“, so Kerstin Hofmann, habe sie das nicht beeindruckt. Denn ein weiterer wichtiger Tipp: Keine Drohungen im Voraus, als ob etwas Unangenehmes auf die Kinder warte, sondern die Vorfreude stärken auf das Neue.
Hausaufgaben sind ein großes Thema, vom ersten Tag an. „Es sind die Aufgaben der Kinder, nicht die von Eltern“, habe die Lehrerin damals den Erwachsenen mit auf den Weg gegeben. Auch gelte es, den Kindern die Verantwortung dafür zu übertragen, dass die Aufgaben erledigt werden; Aufgabe der Eltern ist es, die Vollständigkeit zu überprüfen, auch die Ergebnisse, auch Unterstützung ist erlaubt – „Und Lesen üben ist fast schon Pflicht“, fügt Hofmann hinzu.
Veränderter Alltag – Hilfestellung der Familienbildung
Mit einem Schulkind in der Familie verändert sich auch der Alltag mehr oder weniger stark. „Wir brauchen jetzt eine festere Tagesstruktur, müssen Zeit für die Hausaufgaben einplanen, gehen abends rechtzeitig ins Bett, um am Morgen fit zu sein“, zählt die Mutter auf. Und damit morgens keine Hektik aufkommt und genügend Zeit fürs Frühstück bleibt, wird der Ranzen abends gepackt. „Bloß kein Stress!“, so Hofmanns Tipp.
Verändert haben sich allerdings auch die Kinder seit dem Schulstart: „Sie sind jetzt groß“, schmunzelt Kerstin Hofmann. In manchen Familien, weiß sie, wird diese Veränderung zu einer echten Herausforderung: Die Kinder wollen jetzt „cool“ sein, meinen selbst entscheiden zu können, wann sie ins Bett gehen oder ob sie Lust auf das Erledigen von kleinen Aufgaben haben. „Kinder fordern uns heraus“ lautet daher eine Abendveranstaltung mit UIrike Strubel am Montag, 29.10.2018, von 19.30 bis 21.30 Uhr. Darin vermittelt die Erzieherin und Beraterin Lösungsansätze und lädt Eltern ein, sich auszutauschen und ihr eigenes Verhalten zu reflektieren.
Noch ausführlicher und intensiver findet diese Auseinandersetzung in der Reihe „Kess-erziehen: Weniger Stresse – mehr Freude“ statt. An fünf Abenden, ab Dienstag, 23.10.2018, ebenfalls mit Ulrike Strubel, können Eltern von Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren den respektvollen und friedlichen Umgang miteinander einüben, „selbst wenn die Nerven blank liegen.“
In diesem Zusammenhang rät Kerstin Hofmann, die ja auch Diplom-Pädagogin ist, die Kinder nicht nur zu kritisieren, sondern ihnen auch positive Rückmeldung zu geben: „Da kommt so viel Neues auf die Kinder zu, und wenn sie etwas richtig gut machen, etwa die Hausaufgaben ohne Murren oder einen Weg erstmals allein bewältigt haben, dann muss man ihnen das auch sagen und sie in ihrem Tun bestätigen.“
Sollte es mit den Hausaufgaben wirklich nicht klappen – gerade in den höheren Klassen – bietet die Familienbildung am Samstag, 17.11.2018, das „Gern-Lern-Seminar“ für Eltern und Kinder der dritten bis achten Klasse an. Darin bietet das LernTeam aus Marburg lernpsychologische Grundlagen, erprobte Lern- und Arbeitstechniken, Konzentrationshilfen sowie Motivationstipps. Eltern und Kinder erfahren an diesem Tag in getrennten Seminargruppen auf spielerische Weise, wie Lernen mit Spaß und Freude gelingen kann.
Ferien sind schön – Schule auch
Das zweite Schuljahr von Kerstin Hofmanns Zwillingen startet jetzt. Alle sind entspannt: „Schulferien sind schön“, sagt Kerstin Hofmann. In den ersten Ferientagen wurde der Schulranzen ausgeräumt und die Entspannung setzte ein. Sechs Wochen schalteten alle ab – mit einer Ausnahme: „Ich habe unsere Großen immer wieder im Lesen bestärkt, wir waren in der Bücherei, und wir haben das Buch auch mit in den Garten auf die Picknickdecke genommen“, erzählt sie. Jetzt wird der Ranzen wieder gepackt. Die Söhne werden dabei mehr einbezogen als vor einem Jahr, wenn es darum geht, die neuen Schulmaterialien, Hefte und Bücher zu richten.
„Jetzt müssen wir uns nur wieder daran gewöhnen, abends früher ins Bett zu gehen und unsere Zeit auf Schule umzustellen“, sagt die dreifache Mutter und gibt sich ganz entspannt: „Alles in allem wissen wir ja jetzt, wie alles läuft. Ich erwarte keine großen Veränderungen in diesem Schuljahr.“