Menschen, die in einem Mehrgenerationenhaus oder in einer „moderierten Quartiersstruktur“leben, erhalten und geben signifikant mehr Hilfe bei der Bewältigung des Alltags. Mehr noch: Bei den Bewohner/Innen – besonders den älteren – hat diese Wohnform einen positiven Gesundheitsverlauf zur Folge. Das hat das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen, Heidelberg, in einer Studie herausgefunden. Über dieses und andere Ergebnisse zu sozialen Investitionen in den Wohnungsbau referierte Dr. Volker Then (Foto).

Der geschäftsführende Direktor der Forschungseinrichtung war der erste Impulsgeber beim Abend „Ein Zuhause für jeden Menschen?!“ im Heinrich Pesch Haus, veranstaltet vom Caritas-Zentrum Ludwigshafen und dem HPH in Kooperation mit dem Katholische Stadtdekanat, der Stadt Ludwigshafen am Rhein, der GAG, der Hochschule Ludwigshafen und dem Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz. Die Veranstaltenden hatten zu einer sozialethischen und gesellschaftspolitischen Diskussion eingeladen.

In seinen Ausführungen zu „Sozialer Nutzen von Investitionen – Ist das wirklich messbar?“ und der anschließenden Diskussion machte Then deutlich, dass auch im Bereich des Wohnungsbaus eine Chance zu sozialen Investitionen liege, die sowohl für die künftigen Mieter, die Gesellschaft als auch für die Investoren positive Effekte hätten. Diese Wirkungen sind empirisch analysierbar. „Der Social Return on Investment misst die positiven Wertschöpfungsbeiträge und Kostenreduzierungen in der Gesellschaft wie bei Einzelnen durch soziale Investition, dies verifiziert Dr. Then anhand Projektbeispielen.

Impulse zu Armut, Wohnungsnot und Schulden

Aus der Praxis gab Manfred Blocher, im Caritasverband Stuttgart zuständig für den Bereich Armut, Wohungsnot und Schulden, weitere Impulse. Unmissverständlich machte er klar, dass aus seiner Sicht die Kommunen in der Pflicht seien, für ausreichend Wohnraum zu sorgen. Dennoch wurde der Caritasverband bereits 2005 in der baden-württembergischen Hauptstadt aktiv und baut seither Wohnungen. Der Fokus liegt dabei auf Wohnraum für Menschen, die es schwer haben, ein „Dach über dem Kopf“ zu erhalten: beispielsweise Wohnungslose, psychisch Kranke, Alleinerziehende, Alte, Jugendliche. Die Projekte, bei denen der Caritasverband Stuttgart aktiv wird, werden gemeinsam mit sozialen Investoren realisiert – mit einer Rendite zwischen einem und maximal vier Prozent. Wichtig ist dabei: Es geht nicht nur um Bereitstellung von Wohnraum, sondern auch um die soziale Betreuung der Mieter. Mit den Jahren habe der Verband sich immer professioneller – auch personell – aufgestellt, um aus dem Projekt ein erfolgreiches und gewinnbringendes zu machen.

Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des HPH, eröffnete die anschließende Talkrunde mit Inge Fischer, Bereichsleiterin Steuerung der Stadtverwaltung Ludwigshafen, Herbert Sommer, stellvertretender Abteilungsleiter im Finanzministerium Rheinland-Pfalz, Dr. Volker Then, Karl-Heinz Frings, Geschäfstführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG Mannheim und Vinzenz du Bellier, Direktor des Caritasverbands für die Diözese Speyer mit der Frage: „Welche Lösungswege sehen Sie, das Menschenrecht auf Wohnen umzusetzen?“

Die Frage nach dem „Menschenrecht“ bejahten grundsätzlich alle Beteiligten der Talkrunde. Karl-Heinz Frings verwies auf die Notwendigkeit, dass eine Wohnung auch zum Leben der Menschen passen müsse. Auch wenn die Vermeidung von Wohnungslosigkeit vorrangiges Ziel sei, gehe es beim Wohnungsbau um viele Aspekte: um Städtebau, Architektur, Ökologie und soziale Überlegungen. Mit der Kooperation mit vielen unterschiedlichen sozialen Investoren habe Mannheim gute Erfahrungen gemacht. So entstünden etwa mit den Wohnungen zugleich auch Kindertagesstätten oder Inklusionsprojekte. Im Quartier „Franklin“ beispielsweise sei es so gelungen, „dass ein wirklich gemischtes Quartier mit Arbeitsmöglichkeiten, Freizeitangeboten und Bildungseinrichtungen entstanden ist.“

Herbert Sommer kritisierte wie die anderen Beteiligten auf dem Podium, dass der soziale Wohnungsbau in den vergangenen Jahren bundesweit vernachlässigt wurde. Er plädierte aber – wie übrigens auch die Stadt Ludwigshafen es favorisiert – dafür, Wohnungen in allen Preissegmenten zu bauen, und verwies auf den so genannten Sickereffekt:  Durch Wohnungen im mittleren und höhren Preissegment würden Menschen in diese umziehen und günstigere Wohnungen frei machen.

Inge Fischer  sagte: „Die Nachfrage an Wohnungen in Ludwigshafen ist groß. Vor Allem die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Wenn die Miete einen  unverhältnismäßigen Teil des Einkommens verschlingt, bleibt zur Deckung des Lebensunterhalts nicht viel übrig. Für andere Bedürfnisse wie zum Beispiel  Gesundheit, Kultur und Bildung bleibt „nichts mehr übrig“. Die Stadtverwaltung Ludwigshafen begrüßt Vorhaben, die Wohnraum schaffen, neue Quartiere entstehen lassen  und wir stellen uns als Verwaltung gerne als Kooperationspartner zur Verfügung.“
Im zweiten Teil fokussierte die Moderatorin, dass sozialräumliche Ungleichheiten eine Herausforderung für die Stadtentwicklung sind und fragte, wie Raumgerechtigkeit gelingen könne. Vinzenz du Bellier warnte wie andere Fachleute davor, Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu ghettoisieren, also in zentrale Unterkünfte einzuweisen. Er nannte das Beispiel der psychisch Kranken, die häufig keinen passenden Wohnraum finden zur dezentralen Unterbringung. „Auch sie müssen die Möglichkeit haben, eine Wohnung anzumieten!“, forderte er. Integration statt Segregation nannte auch Dr. Then als ein wichtiges Instrument für ein intaktes Wohnquartier.

Die Abendveranstaltung bot einen Ort der Reflexion, des Perspektivwechsels und des Dialogs. Beate Czodrowski, die Leiterin des Caritas-Zentrums Ludwigshafen, resümierte: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, das Thema der Jahreskampagne in dieser Form umzusetzen. Mein Anliegen, das Thema „Wohnen“ aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, konnten wir umsetzen.“