„Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder mehr als nur Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Der Wunsch nach Nähe zu vertrauten Personen und das Bedürfnis nach Sicherheit und Schutzgehören ebenso dazu wie der Drang, Neues zu erleben und die Welt zu erkunden.“ Dieses Zitat stammt von dem amerikanischen Kinderarzt T. Berry Brazelton und dem Kinderpsychiater Stanley Greenspan. Die beiden unterscheiden sieben Grundbedürfnisse, deren Befriedigung Voraussetzung für eine glückliche Entwicklung der Kinder sei.“

„Diese Aufzählung dessen, was Kinder brauchen, ist eine gute Grundlage für Eltern und Fachkräfte“, meint Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus. „Man sollte aber trotzdem bedenken, dass Kinder verschieden sind und sich ihre Bedürfnisse daher auch unterscheiden können.“ Um eine Idee zu bekommen, was hinter den „sieben Grundbedürfnissen“ steckt, werden wir sie in den kommenden Monaten an dieser Stelle  vorstellen und beschreiben.

Individuelle Erfahrungen

Als drittes der sieben Grundbedürfnisse nennen Brazelton & Greenspan das „Bedürfnis nach individuellen Erfahrungen“. Jedes Kind sei einzigartig, betonten die beiden, und wolle mit seinen Eigenarten akzeptiert und wertgeschätzt werden. „Kinder wollen in ihren individuellen Gefühlen bestätigt werden. Sie wollen, dass ihre Talente und Fertigkeiten gefördert und nicht für zu hochgesteckte Entwicklungsziele missbraucht werden“, schreiben die beiden.

„Das ist ein Ziel, das wir mit all unseren Angeboten in der Familienbildung verfolgen“, sagt Jana Sand, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus. Sei es bei PEKiP, der Inselzeit oder Veranstaltungen wie etwa „Bunte Farbenspiele – kreativ werden“ am 14. Oktober 2019.

Für Brazelton & Greenspan ist es wichtig, dass Talente und Begabungen erkannt werden: Denn wenn diese nicht erkannt werden, kann es zu  Entwicklungsbeeinträchtigungen kommen. „Je besser es gelingt, den Kindern diejenigen Erfahrungen zu vermitteln, die ihren besonderen Eigenschaften entgegenkommen, desto größer ist die Chance, dass sie zu körperlich, seelisch und geistig gesunden Menschen heranwachsen“, lautet die Botschaft der Autoren.

Eltern bietet die Familienbildung in den Inselzeiten ganzheitliche Impulse zu Erziehung, Persönlichkeit, Entwicklung, Familiendynamik und Gesundheit an, bei denen es immer auch um die individuellen Erfahrungen der Kinder geht. Inselzeitkurse beginnen am Samstag, 19.10.2019, in der Zeit von 10 bis 11.30 Uhr, von 14.30 bis 16 Uhr oder am Montag, 21.10.2019, in der Zeit von 9.15 bis 10.45 Uhr. Am Montag, 09.12.2019, besteht die Möglichkeit, einen Schnupperkurs zu besuchen.

Entwicklungsgerechte Erfahrungen

Als viertes Grundbedürfnis nennen Brazelton & Greenspan das „Bedürfnis nach entwicklungsgerechten Erfahrungen“. Kinder bewältigen mit wachsendem Alter verschiedene Entwicklungsstufen, auf denen sie „Grundbausteine der Intelligenz, Moral, seelischen Gesundheit und geistigen Leistungsfähigkeit erwerben“. So lernen Kinder beispielsweise, einfühlsame Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, sie lernen, kreativ zu sein und logisch zu denken.

„Auf jeder Stufe der Entwicklung sind altersgerechte Erfahrungen notwendig“, betonten Brazelton & Greenspan. Sie weisen auf das unterschiedliche Entwicklungstempo der Kinder hin. „Der Versuch, das Kind anzutreiben, kann die Entwicklung insgesamt hemmen. Wenn Kinder zu früh in erwachsene Verantwortlichkeiten gedrängt werden, können sie nachhaltigen Schaden nehmen“, warnen sie. Erwachsene Verantwortlichkeiten können beispielsweise die Erziehung von Geschwistern oder die Versorgung von Erwachsenen sein.

Brazelton & Greenspan warnen noch vor einem weiteren, weit verbreiteten Phänomen: Überbehüten und Verwöhnen der Kinder. Beides „kann Kindern Schaden zufügen“, finden sie deutliche Worte. Kinder müssen „Stolpersteine“ selbstständig überwinden. „Wenn wohlmeinende Erwachsenen diese immer wieder aus dem Weg räumen, unterschätzen sie die Fähigkeit der Kinder, sie selbst überwinden zu können. Dies führt zu Demütigung und Selbstunterschätzung beim Kind“. Um Eltern für das Bedürfnis nach entwicklungsgerechten Erfahrungen zu sensibilisieren, bietet die Familienbildung im Heinrich Pesch Haus immer wieder Vorträge für Eltern an, so zum Beispiel am 8. November mit dem Vortrag „ Mit Hochsensibilität achtsam leben“.