Kinder und Jugendliche werden in den sozialen Medien Tag für Tag mit Beleidigungen und Belästigungen konfrontiert – und benötigen besseren Schutz im Netz. Das macht der Jahresbericht von jugendschutz.net für das Jahr 2017 deutlich.

jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Es drängt Anbieter, den Jugendschutz einzuhalten und Angebote entsprechend zu ändern, zu löschen oder unzugänglich zu machen, und fordert mehr Rücksicht auf Kinder und Jugendliche bei der Ausgestaltung von Angeboten und Diensten im Netz.
Über 100.000 Angebote überprüfte jugendschutz.net 2017 auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz und stellte 7.513 Verstöße fest. Zwar konnte in 80 % aller Fälle eine schnelle Löschung erreicht werden, gleichzeitig geht aus dem Bericht hervor, dass die Plattformen bislang zu wenig Vorsorge ergreifen.

„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz und Teilhabe – auch in den sozialen Medien“, betont Staatssekretärin Juliane Seifert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Wer eine App anbiete, die bei einer jungen Zielgruppe beliebt ist, müsse auch sichere Nutzungsmöglichkeiten gewährleisten. „Um Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen mit Medien zu ermöglichen, werden wir die gesetzlichen Schutzregelungen modernisieren und Anbieter dazu verpflichten, die Prävention zu verbessern“, so die Staatssekretärin.

„Das Social Web ist fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Im Zeitalter von Smartphones und Social Media müssen Eltern besser dabei unterstützt werden, die Eignung einer App für das Alter ihres Kindes einschätzen zu können“, unterstreicht die rheinland-pfälzische Jugendstaatssekretärin Dr. Christiane Rohleder.

Eine Publikation des Bundesministeriums beschäftigt sich auch mit dem Thema: „Gutes Aufwachsen im Netz“.   

Vorträge der Familienbildung zum Thema

Nicht nur die technischen Fragen, sondern vielfach auch Fragen der Kommunikation und des Vertrauens stehen im Mittelpunkt von Elternabenden, zu denen Jana Schmitz-Hübsch, Leitung der Familienbildung, immer wieder eingeladen wird. Sobald die Kinder ein eigenes Handy haben, stellt sich in vielen Familien die Frage nach dem Umgang mit dem Internet.

Dabei möchte sich die Bildungsreferentin nicht auf feste Vorgaben hinsichtlich der Nutzungsdauer der sozialen Medien festlegen und sagt: „Es gibt ganz klare Empfehlungen, wie lange Kinder in welchem Alter elektronische Medien nutzen sollten. Aber das können immer nur Richtwerte sein. Wichtiger ist es, die Eltern dafür zu sensibilisieren, wie lange ihre Kinder tatsächlich im Netz unterwegs und damit beschäftigt sind.“

Und sie beruhigt die Eltern: „Studien zeigen,  dass für Kinder im Grundschulalter  „Freunde treffen“ und „draußen spielen“ immer noch die liebste Freizeitbeschäftigungen sind.“

Im Hinblick auf die Inhalte, die Kinder nutzen, sei jedoch Vorsicht geboten, warnt die Diplom-Pädagogin: „Absolut unbedenkliche Inhalte gibt es eigentlich nicht, selbst nicht mit den besten Filterfunktionen.“ Ein wichtiger Hinweis seien die Altersangaben, „die gibt es nicht umsonst.“ Ansonsten gelte: Wenn Eltern sicher sein wollen, müssen sie die Spiele oder Apps vorher auf Herz und Nieren getestet haben. „Aber das kann sehr zeitaufwendig sein.“

In dieser Frage sei Kommunikation ohnehin das A & O: Eltern sollten ihrer Kinder ermutigen, ihnen zu zeigen, was sie Neues entdeckt haben oder erzählt bekommen. Auch zu WhatsApp hat sie eine Meinung: „WhatsApp ist aus gutem Grund erst ab 16 Jahren zugelassen! Und: Es ist bekannt, dass WhatsApp ein Feld für Mobbing und anonymisierte Gewalt sein kann.“ Sie empfiehlt: bei Jugendlichen  eine gute Balance  zwischen Einsichtnahme, Kontrolle und Vertrauen: „Mitlesen erachte ich als sehr schwierig. Denn der bzw. die Jugendliche hat ein Recht auf die eigene  Privatsphäre!“

Das Internet „kindersicher“ machen

Eine immer wiederkehrende Frage von Eltern ist, wie sie das Internet „kindersicher“ machen können. In ihren Vorträgen nennt Jana Schmitz-Hübsch verschiedene Möglichkeiten wie Blockiersysteme, Benutzerkonten, Internetführerschein – und die Verpflichtung der Eltern, selbst auf dem Laufenden zu bleiben.

Den Vortrag bietet Jana Schmitz-Hübsch auch in Ihrer Einrichtung an. Sie erreichen sie per Mail an schmitz-huebsch@hph.kirche.org