Die Windjacke ist angezogen, der Schal umgebunden und die Mütze sitzt auf dem Kopf. Nur noch die Wanderschuhe, dann kann es losgehen. Doch da kommt die Ansage vom sechsjährigen Sohn: »Mensch, wie geht das jetzt genau mit der Schleife beim Schnürsenkel? Das will ich jetzt aber können! Zeig mir das mal!«

Eigentlich wollten wir jetzt raus ins Freie. Aber naja, wenn er schonmal fragt … Ich versuche zu erklären, wann und wie man das Band um welchen Finger wickelt, welche Schlaufe zuerst und welche als zweites. Mein Sohn? Schaut mich ungläubig und skeptisch an. O.k., noch ein Versuch. Diesmal mit einer Benennung der Finger und der Schlaufen, die da beteiligt sind. Echt schwer, so etwas Alltägliches verständlich rüberzubringen.

Mein Sohn ist mehr und mehr genervt. Ich auch.

Und dann sage ich: »Ich mach das ja auch zum ersten Mal, dass ich einem Kind das Schnürsenkelbinden beibringe.«

Mein Sohn und ich schauen uns an und schmunzeln – über die Situation und über uns selbst. Denn er hat mich gerade darauf gebracht, dass Papa-Sein eben nicht heißt, Erziehungsexperte und Fachmann für alles zu sein, sondern auch zu lernen und zu scheitern. Klar, Vater ist man von dem Moment an, an dem das eigene Kind zur Welt kommt. Aber das heißt noch lange nicht, dass man dann sofort in jeder Situation tipptopp reagiert, alles »draufhat«, was man so als Vater können soll und will. Denn manchmal ist es so, dass man nicht nur den eigenen Kindern hilft, sich zu entwickeln – sondern umgekehrt auch die Kinder einem selbst den einen oder anderen Entwicklungsschub verpassen.
Wir wachsen eben alle – in unsere Schuhe und in unsere Rollen hinein.

 

Ein schöner Impuls passend zur aktuellen Situation. Uns in der Familienbildung ist die Väterarbeit sehr wichtig und wir sind bestrebt viele Väter mit unseren Angeboten zu erreichen. Bei unserem Abenteuerwochenende für Väter mit Kindern zum Beispiel werden Papas mit ihren Kindern zu Abenteurern im Wald, die gemeinsam Aufgaben bestehen und so noch mehr zusammenwachsen. Unsere FamilieWaldZeit wird auch sehr gerne von der ganzen Familie mit Papas besucht, da die Naturerfahrung gemeinsam eine sehr bereichernde ist. Aber auch unsere Inselzeit-Kurse sind bei Vätern beliebt, da auch sie wertvolle gemeinsame Zeit mit ihren Kleinsten verbringen möchten.

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Stefan Weigand »Wir haben vier Kinder und es ist gar nicht so leicht, in dieser Corona-Zeit als Familie gut durch den Tag zu kommen. Kinder gelangen an ihre Grenzen – und wir Erwachsene auch. Was mir als Vater dabei hilft? Ich versuche mehr als sonst das zu teilen, was mir Freude macht – aber auch das zu teilen, was mich herausfordert und was nicht so gelingt. Das tut gut und hält uns zusammen.«

Stefan Weigand, Autor des Buches »Klasse, Papa! Was Vätern guttut«
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