„Hochsensibilität bei Kindern – erkennen, verstehen und begleiten“, so der Titel eines Vortrags mit Daniela Heil. Sie ist Lehrerin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und  Entspannungstrainerin.
Ihr Vortrag in dieser Woche ist ausgebucht, daher wird es einen weiteren Termin geben. Er findet am 21.06.2017 statt.

Im  Vorfeld des Abends mit Daniela Heil sprachen wir mit ihr:

Hochsensibilität ist ein Temperamentsmerkmal

Gibt es eine kurze prägnante Definition von „Hochsensibilität“?

Hochsensibilität ist ein Temperamentsmerkmal aufgrund einer Besonderheit des Nervensystems. Innere und äußere Reize werden intensiver im Detail wahrgenommen und vernetzter verarbeitet. Je nach Veranlagung reagiert der Betroffene auf Geräusche, Gerüche, Licht, Textilien, Stimmungen, Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle von sich und anderen empfindsamer.  So können z.B. Kunst, Musik, Begegnungen und Erlebnisse sehr tief und nachhaltig bewegen. Andererseits wird für die Verarbeitung der vielen Eindrücke mehr Zeit gebraucht, sonst kann es schneller zu Erschöpfung oder Überreizung führen.

Ich nehme an, sie ist kein neues Phänomen – warum achten Menschen jetzt darauf und früher nicht?

Der Begriff „Hochsensibilität“ wurde erst Mitte der 90er von Dr. Elaine Aron geprägt. Daher ist die Forschung dazu noch recht jung. Trotzdem ist davon auszugehen, dass es schon immer hochsensible Menschen gab. Erst in den letzten Jahren ist der Bekanntheitsgrad durch die Veröffentlichung von Studien, Büchern, Presseartikeln, etc. gestiegen.

Hochsensibilität – Fluch oder Segen

Ist Hochsensibilität für betroffene Kinder  Fluch oder Segen?

Kinder, die mit einem hochsensiblen Wesenszug beschenkt sind, müssen erst lernen, mit dieser Anlage umzugehen. Dazu benötigen sie von uns Erwachsenen einen Rahmen, in dem sie mit ihrer hochsensitiven Wahrnehmung wertgeschätzt und ernstgenommen werden. Dieser Umgang entscheidet mit, ob sie sich gut entwickeln und ihre Hochsensibilität positiv nutzen können – mit allen Bereicherungen, die diese Feinsinnigkeit und hohe Empfindungsfähigkeit mit sich bringen. So können die Kinder mit ihren „feinen Fühlern“ z.B. auf Dinge aufmerksam machen, die anderen sonst verborgen bleiben, wie auf einen Spinnfaden am Hoftor als Wunderwerk der Natur – Momente, in denen gerade hochsensible Kinder aufgehen und Kraft tanken können.  Dieses Verstehen ist auch für Fachkräfte, beispielsweise aus Bildung und Erziehung, von Bedeutung.

Worum geht es in Ihren Veranstaltungen bei der Familienbildung – Information, Lebenshilfe, eigene Anliegen der Teilnehmenden?

Im Laufe des Jahres werde ich noch einige Veranstaltungen anbieten. Dabei hat jedes Angebot hat seinen eigenen Schwerpunkt: In den Vorträgen geht es vorrangig um Informationsvermittlung und Aufklärung zum Thema unterstützt durch Beispiele und einen Selbsteinschätzungsbogen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer  finden sich dabei wieder, zum ersten Mal verstanden und bereichern den Vortrag durch eigene Beispiele und Fragen.

Im Praxis-Workshop „Selbstmanagement und sanfte Entspannung“ biete ich einen Blumenstrauß an Möglichkeiten für „Kopf, Herz und Hand“ an. So kann jede Person individuell herausfinden, was die ipersönliche Entspannungsmethode ist und wie Hochsensibilität das eigene Leben bereichert.
Im „Raum für Gespräch für hochsensible Menschen“ steht der Austausch mit Gleichgesinnten im Vordergrund. Miteinander über eigene Anliegen oder Impulsfragen zu diskutieren, nachzudenken, zu reflektieren, sich zu besinnen,  kann helfen, neue Erkenntnisse und Verständnis für sich zu gewinnen. Zudem wird über News zum Thema informiert und ein Büchertisch zum Stöbern bereitgestellt.

Was sind Fragen, mit denen Sie bei solchen Veranstaltungen immer wieder konfrontiert werden?

„Wie kann ich mich abgrenzen, wenn es mir zu viel, zu laut, zu trubelig wird?“, „Wie kann ich mehr bei mir bleiben?“ sind Fragen, die häufig beschäftigen. Einerseits wollen viele hochsensible Menschen ihr Gegenüber nicht verletzen, andererseits benötigen sie Grenzen und Auszeiten zur Regeneration. Die Teilnehmenden sind daher oft angenehm überrascht und erleichtert, dass sie mit den alltäglichen Herausforderungen nicht alleine sind. 15 bis 20% der Menschen geht es ähnlich wie ihnen.
Mehr über Daniela Heil auf ihrer Homepage  www.hochsensibel-entspannt.de

brid/25.01.2017