„Und nicht vergessen: Du hast ein Recht auf Spielen!“, ruft Veronika Löser dem Mädchen hinterher. Gerade hat sie eine Runde über den Bobbycar-Parcours gedreht und ein Armband gestaltet. Jetzt geht sie mit ihrer Mutter in den Edeka-Markt zum Einkaufen.

Am 28. Mai war Weltspieltag. Aus diesem Anlass waren Veronika Löser und Iris Letsch von der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus am Nachmittag auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes in der Industriestraße. Dessen Leiter, Darius Wojtarowicz, hatte gerne den Platz für die Aktion zur Verfügung gestellt: „Ich mag es gerne, wenn Kinder mit ihren Eltern zum Einkaufen kommen. Ich engagiere mich gerne für Familien!“

Rund 60 große und kleine Menschen kamen zum Spielstand der Familienbildung. Auf die Kinder warteten der Bobbycar-Parcours, eine Fühlstation, die Möglichkeit, Armbänder zu gestalten sowie mit Kreide auf den Boden gemalt „Himmel und Hölle“. Iris Letsch, bei der Familienbildung zuständige Koordinatorin für den Bereich „fambili“, hatte dieses Hüpfspiel auch direkt an den Ausgang des Einkaufsmarktes gemalt. Sie freute sich über einige Erwachsene, die sich davon zum Hüpfen animieren ließen.

„Wir konnten schöne Gespräche führen – mit Erwachsenen jeden Alters, ob mit oder ohne Kinder“, erzählt sie. Das „fambili-Team“ hatte auch kleine Papiertütchen zum Mitgeben gerichtet. Darin befanden sich Infomaterial zu geplanten Veranstaltungen, Straßenkreide und der Anleitung für das Hüpfspiel „Himmel und Hölle“.

„Es war schön, dass sich einige Eltern richtig Zeit genommen haben für ihre Kinder“, freut sich Iris Letsch. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein Papa, der für seinen Sohn ein tolles Auto auf den Boden gemalt hat – direkt im Ziel des Bobbycar-Parcours.

Kinder brauchen ihren Freiraum

„Zeit zu(m) Spielen!“ war das Motto des Deutschen Kinderhilfswerkes für den diesjährigen Weltspieltag. Damit wollte es gemeinsam mit seinen Partner/innen im „Bündnis Recht auf Spiel“ darauf aufmerksam machen, dass die Bedingungen für das freie Spiel von Kindern verbessert werden müssen. Gleichzeitig ist das Motto ein Aufruf an die Eltern, ihren Kindern den nötigen Freiraum dafür zu geben.

In seinem Aufruf zum Weltspieltag zitiert das Deutsch Kinderhilfswerk  die „Stress-Studie 2015: Burn-Out im Kinderzimmer: Wie gestresst sind Kinder und Jugendliche in Deutschland?“: „Jedes sechste Kind und jeder fünfte Jugendliche in Deutschland leidet inzwischen unter deutlichem Stress. Einschlafprobleme, Kopf- oder Bauchweh, Müdigkeit, Wut und Aggressionen sind nur einige der Auswirkungen. Das hat auch damit zu tun, dass schon im Grundschulalter viele Kinder mit Schule und Hausaufgaben, mit Nachhilfestunden und Musikunterricht, mit Ballett- und Fußballtraining in enge Zeitkorsetts gepackt werden und zu wenig Freiraum für freies Spielen und Entdecken haben.“

„Familien brauchen Zeit, die ihnen unverplant zur freien Verfügung steht“, sagt auch Jana Sand, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus. „Das kann aber auch gemeinsame Zeit bei Erledigungen oder Einkäufen sein. Kleinen Kindern tut es gut, wenn sie frei bestimmt tun, was ihnen gefällt – und ältere Kinder wollen oftmals einfach in Ruhe gelassen werden. Das ist in Ordnung.“