Warum hat Gott die Welt gemacht? Hat er auch den Mond, die Sonne und die Sterne gemacht? Warum kommt man auf die Welt, wenn man eh wieder sterben muss? Kinder sind in ihrer Wissbegier unermüdlich. Sie fragen nach Gott. Und wir Erwachsene stehen oft ratlos vor diesen Fragen.

Kinder sind aber auch von Natur aus religiös. Sie sind empfänglich für religiöse Rituale und Phänomene – auch für die aus verschiedenen Religionen. Sie haben eine Sehnsucht danach, angenommen, gestützt und getragen zu sein.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite: Eltern wollen ihre Kinder stark machen fürs Leben. Und fördern sie: schulisch, musikalisch, sportlich und sozial. Aber Religion lassen sie oft außer Acht. Vielleicht, weil die Eltern selbst schlechte Erfahrungen mit religiöser Erziehung und Erziehenden gemacht haben, oder meinen, kein religiöses Wissen zu besitzen und nichts „falsch“ machen wollen.

Der Religionspädagoge Albert Biesinger dagegen fordert Eltern auf, „Kinder nicht um Gott zu betrügen“. Sein gleichnamiges Buch wird immer wieder neu aufgelegt, wahrscheinlich, weil er alltagstauglich zeigt, wie wir Erwachsene Kinder kindgerecht mit Gott in Beziehung bringen können.

Kindgerechte Fastenzeit: Zeit der Besinnung und des Erzählens

In der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus sind wir überzeugt, dass gerade die Fastenzeit ein guter Zeitpunkt ist, damit zu beginnen oder fortzufahren. Denn diese 40 Tage sind ja nicht nur geprägt vom Fasten, vom Verzicht oder vom Leid. Vielmehr sind sie eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern, auf ein frohes Fest im Jahreskreis. Jetzt können wir den Kindern von Jesus erzählen und mit ihnen besprechen, was er und seine Erlebnisse mit uns zu tun haben. Worauf können wir jetzt mal verzichten, und worauf müssen andere ständig verzichten?

Das Referat „Kindertagesstätten“ im Bistum Speyer hat in diesem Jahr dafür die Raupe „Pasquarella“ zum Leben erweckt. Sie ist eine Geschichtenerzählerin, die viel über Jesus zu erzählen hat. Mit ihr zusammen können Kinder eine Kette gestalten, die sich durch die Fastenzeit und durch ihr Leben ziehen kann: mit Perlen, von denen jede mit ihrer eigenen Farbe für etwas Bestimmtes steht. Da gibt es etwa die gelbe Sonnenperle, die rote Wut-Perle, die grüne Palmsonntagsperle, aber auch die schwarze Karfreitagsperle. Selbstverständlich entwickelt sich am Ende auch der Osterschmetterling. Familien erhalten liebevolle Ideen, wie sie gemeinsam Ostern gestalten können, mit zuvor gesäter Kresse, bunt bemalten Ostereiern, einem liebevoll gedeckten Tisch und dem Emmausspaziergang.

Die Gewissheit: „Ich bin geliebt!“

Der Vorschlag ist einer von vielen Wegen, wie Eltern ihren Kindern einen Weg zu Gott ebnen können. Ziel ist  es, dass sie selbst sich von Gott geliebt erfahren. In einer Zeit, in der es – auch für Kinder – immer früher und immer mehr um Leistung und Perfektion geht, brauchen Kinder die Gewissheit, dass sie um ihrer selbst willen geliebt werden, dass sie verwurzelt sind und dass es bei allen Gefahren und Schwierigkeiten Gott gibt, der ihnen zur Seite steht. Eltern können das Ziel darin sehen, ihre Kinder zu stärken und ihnen zu sagen: „Wir wollen dich stark machen, damit du einfühlsam und rücksichtsvoll bist, und damit du selbstbewusst bist, wichtige Regeln kennst und sie achtest.“

Mit solchem Wissen und Überzeugungen ausgestattet, bleibt das Kind frei in seiner Entscheidung. Es sind gute Weichen dafür gestellt.

Und am Ende brauchen vielleicht auch Eltern – mehr als sie meinen – Gott. Nämlich, um Kindern die Welt und die großen Fragen des Lebens zu beantworten. Eine Hilfestellung bietet da sicher der Kurs „kess-erziehen: spirituell“ an. Wir bieten ihn am Samstag, 17.03.2018, an. Er möchte die Eltern dazu ermutigen, sich selbst durch ihre Beziehung zu Gott stärken zu lassen; ihnen den Druck nehmen, dass sie allein verantwortlich seien für eine „optimale“ Erziehung mit den „richtigen“ Werten und Zielen.

Und sie erfahren vor allem, dass sie ja nichts „falsch“ machen können. Sie müssen die religiöse Erziehung nicht den „Profis“ überlassen, denn religiöse Erziehung ist nicht Wissensvermittlung, sondern eine Frage der Beziehung.

Buchtipp:
Albert Biesinger:  „Kinder nicht um Gott betrügen“ und – als Inspirationsbuch für neue Wege religiöser Erziehung mit Ritualen, Geschichten, Gesprächen und Gebeten: „Wie Gott in die Familie kommt“