Während der Sommerferien zieht es Kinder und Familien ins Freie. Zahlreiche Aktivitäten locken, die nur jetzt möglich sind, die genau jetzt Spaß machen – die aber auch Risiken bergen können. Die Familienbildung hat Tipps zusammengestellt, wie Eltern und Kinder sorgenfrei und gesund durch den Sommer kommen.
Der Allgemein- und Verkehrsmediziner Dr. Bernhard Wallacher hat uns dabei unterstützt.
Zu häufigen Erkrankungen und Gesundheitsstörungen im Kindesalter – aber auch bei Erwachsenen – während der Sommerzeit zählt der Sonnenbrand und Hitzschlag. Ursachen dafür sind ein zu langer Aufenthalt in der Sonne und das Ausgesetzt-Sein von UV- Strahlung ohne adäquaten Schutz. Folgen sind Rötung, Brennen, Jucken und Schmerzen bis zu Blasenbildung Wallacher warnt vor Spätschäden mit Gefahr der Hautkrebsentwicklung, denn: „Die Haut vergisst nicht!“
Bei Hitzschlag drohen Kopfschmerzen, Erschöpfung, Austrocknung, die im Extremfall bis zur Bewusstseinstrübung führen können. Der Mediziner rät dringend zur Vorbeugung. Das bedeutet vor allem, die Zeit in der Sonne zu begrenzen. „Achtung“, sagt er: „Das Wasser wirkt wie ein Brennglas und verstärkt die Sonneneinstrahlung.“ Sonnenschutzcreme, textiler Sonnenschutz und ein Sonnenhut sind unverzichtbar. „Säuglinge sollten nie direkt der Sonne ausgesetzt werden, und ansonsten sollten Aktivitäten vor 11 Uhr und nach 15 Uhr stattfinden.
Wenn es aber doch passiert ist und sich Kinder oder Erwachsene zu lang in der Sonne aufgehalten haben: „Unbedingt Schatten suchen!“ Die betroffenen Hautstellen sollten lokal gekühlt werden, beispielsweise mit Buttermilch oder Joghurtumschlägen, Antihistamincremes auftragen, leichte Schmerzmittel einnehmen, die Folgen beobachten und unter Umständen den Arzt aufsuchen.
Gesund und lecker: Selbst gemachte Kräuterlimonade
Und vor allem gilt im Sommer immer: Viel trinken!
„Aber nicht irgendwas trinken“, rät Josefa Grieshaber. Die Kräuterpädagogin bietet bei der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus die Veranstaltung „Omas Kräuterwissen neu entdecken“ an. Dort stellt sie Eltern einfache Mittel aus der Schatzkiste der Natur für die Familie vor. Teilnehmende lernen Kräuter und Zubereitungen kennen, die sie im Alltag begleiten, beispielsweise Muntermacher-Tee, Morgenmuffel-Tee, Duft-Badezusätze oder Stress-less-Kräutermischungen.
Sie empfiehlt auch eine selbst gemachte Wiesenlimonade als leckeres Sommergetränk. Dazu braucht man:
Ca. 12 Gierschblätter
1 Stängel Gundermann
4 Stängel Pfefferminze
4 Stängel Zitronenmelisse
Zubereitung: Kräuter waschen, als Sträußchen in einen Krug mit 1 Liter Apfelsaft und dem Saft einer Zitrone geben. Das Ganze mindestens fünf Stunden ziehen lassen. Danach das Kräutersträußchen in dem Flüssigkeitsansatz fest ausdrücken.
Mit Wasser nach Geschmack auffüllen und kühl stellen.
„Die Wiesenlimonade kann immer wieder variiert werden, je nachdem, was der Garten an aromatischen Wild- oder Küchenkräutern bietet“, rät sie. So können zum Beispiel auch Thymian, Petersilie und Lavendel in das Kräutersträußchen gebunden werden.
Aufpassen bei Freizeitaktivitäten
Spiel und Bewegung im Freien können auch zu Verletzungen führen, weiß der Notfallmediziner Wallacher aus dem Praxisalltag. „Dabei handelt es sich um Sportverletzungen wie in jeder Jahreszeit auch, mit Prellungen, Verstauchungen und Knochenbrüchen oder sogar Schädelprellungen. Deshalb: Egal wie hoch die Temperaturen sind, sollten Aktive angepasste (Schutz-)Kleidung haben. Kinder sollten beaufsichtigt und angeleitet werden und nur die Aktivitäten tun, die ihrer motorischen Entwicklung angepasst sind. Wunddesinfektion, Kühlung und gegebenenfalls ein Besuch beim Arzt helfen.
Sommerzeit ist außerdem Grillzeit – und um hier Unfällen vorzubeugen, müssten Eltern Vorbild sein im Umgang mit Feuer und Hitze und die Kinder immer im Auge behalten.
Das gilt selbstverständlich auch beim Schwimmen im Schwimmbad oder See: Hier ist erhöhte Aufsicht geboten – unabhängig davon, ob die Kinder schwimmen können und wie tief das Wasser ist. „Kinder sind auch nicht wirklich sicher mit Schwimmhilfen!“, warnt der Mediziner. Auch sie sollten nur unter Aufsicht verwendet werden.
Ein weiteres Risiko für Kinder im Sommer ist eine Gehörgangsentzündung, die durch Aufweichen entstehen kann: „So schwer es fällt, sollte die Zeit begrenzt werden, die sich Kinder im Wasser aufhalten. Und wenn es doch passiert, können Eltern als Ersthilfe leicht mit einem kalten Föhn trocken und gegebenenfalls Öl zur Vorbeugung als Tropfen in den Gehörgang geben.“
Zecken und Insekten: Vorbeugen und Heilen
Aufpassen ist allerdings nicht einfach, wenn es um eine weitere Gefahr geht, die beim Aufenthalt im Freien – und auch im Urlaub – drohen: Zeckenbisse und Insektenstiche. Auch hier gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen: Deshalb sollten alle, die sich im Freien aufhalten, die richtige Kleidung tragen, Mückenabwehrmittel gehören in den Rucksack, und am Tag über dem Kinderwagen sowie in der Nacht kann ein Moskitonetz schützen.
Nach dem Aufenthalt im Freien sollten Kinder nach Zecken begutachtet werden, beim Zeckenstich zwei Wochen lang die Haut beobachtet werden, denn Zecken können Borellien übertragen. Gegebenenfalls rät Wallacher zu einer FSME-Impfung.
Für ungefährliche Mückenstiche oder den Kontakt mit Brennnesseln gibt es aber auch ein geeignetes Hausmittel, erklärt Josefa Grieshaber: „Ist ein Spitzwegerich parat, hilft ein Pfalster, das Sie kindgerecht auch Indianer- oder Wiesenpflaster nennen können.“ Dafür knüllt man Spitzwegerich-Blätter zusammen oder verknotet sie, bis Saft austritt. Diesen Saft auf die juckende oder schmerzende Hautstelle auftragen. Die zerknautschten Blätter können, wenn möglich, mit einem weiteren Blatt an der betroffenen Stelle fixiert werden.
Auch aufs Essen kommt es an
Zu guter Letzt drohen in der heißen Jahreszeit – oder auch beim Urlaub in fernen Ländern – Magen-Darm-Infekte. Hier lautet Wallachers Tipp zur Vorbeugung: Herkunft der Lebensmittel beachten und auf sauber und kühle und Lagerung achten. Dies gilt vor allem bei Eis und Hackfleisch, Mayonnaise und Eispeisen. Die Lebensmittel sollten gut durchgegart sein, vor allem Geflügelfleisch. Wenn es passiert ist, helfen Mittel gegen Erbrechen und eine Diät, unter anderem mit Karottenbrei oder Banane – und auch hier wieder: viel trinken, und auf Austrocknung achten.
Ebenso wichtig wie das richtige Getränk ist das richtige Essen in der heißen Zeit. Klaus Fendel, Küchenchef im Heinrich Pesch Haus, rät an heißen Tagen beispielsweise zu Penne Verdura. Hier sein Rezept für 4 Personen:
250 g Penne (Ital. Nudeln)
1 rote und grüne Paprika
1 Zucchini
1 Knoblauchzehe
180 g rote und gelbe Cocktail-Tomaten
100 g Sonnenblumenkerne oder Pinienkerne
200 g Mini-Mozzarella-Kugeln
½ Bund Blatt-Petersilie
Olivenöl
Salz und Pfeffer
Zubereitung: Pasta in Salzwasser geben und ca. 8 bis 10 Minuten kochen.
Paprika waschen, halbieren, entkernen und würfeln.
Zucchini waschen und klein schneiden.
Knoblauch schälen, fein würfeln und gemeinsam mit Paprika und Zucchini mit 2 Esslöffeln Olivenöl anschwitzen – mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Kerne in einer kleinen Pfanne (ohne Öl) hellbraun rösten. Blattpetersilie waschen und zupfen, anschließend zu den gerösteten Kernen geben.
Nudeln abgießen, mit dem angebraten Gemüse und den Tomaten mischen.
Zum Servieren in eine Schüssel geben, mit den Kernen, Petersilie und dem Mini-Mozzarella garnieren. Mit Salz und Pfeffer aus der Mühle abschmecken und mit etwas Olivenöl verfeinern.
Wem der Gemüsefond, der beim Anschwitzen des Gemüses nicht reicht: Es passt auch frische Tomatensoße zu diesem Rezept.
Das Rezept eignet sich laut Fendel auch dafür, mit den Kindern gemeinsam zu kochen. Außerdem: „Es ist immer sinnvoll, die Kinder schon zum Einkaufen mitzunehmen und ihnen die Vielfalt der frischen Salate und Gemüse im Sommer zu zeigen.“ Und dann bereitet es ihnen auch viel mehr Vergnügen, daraus ein leckeres Essen zuzubereiten und gemeinsam zu essen.