Schon vor Beginn füllte sich die große Wiese rund um die Erzählstationen. Manche Familien hatten sogar eine Picknickdecke dabei und breiteten sie für einen gemütlichen Tag im Park auf der großen Wiese aus.
„Jetzt sind wir bereit, geben uns die Hand, fangen so gemeinsam in Gottes Namen an.“ – Mit diesem Lied begann der ökumenische Familiengottesdienst im roten Erzählzelt zum Start des Familientags. Anstelle einer Predigt gab es – natürlich – eine Geschichte. Thomas Hoffmeister-Höfener erzählte von einem armen Mann, der einen Schatz fand und ihn in seinem eigenen Garten versteckte. Die Stelle markierte er mit einem gelben Glücksstein. Ausgegraben wurde der Schatz nie, doch das Geheimnis wurde von Generation zu Generation weitergegeben, bis es irgendwann einmal vergessen wurde. „Und so liegen wohl da draußen in der Welt ganz viele wunderbare Schätze“, endete der Erzähler. „Erzähler sind wie Edelsteine aus einem großen Schatz, aus dem alle Menschen und alle Völker schöpfen“, ergänzte Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des Heinrich Pesch Hauses.
Wunderbare Erzählschätze
Welch wunderbaren Schätze die fünf Erzähler*innen im Gepäck hatten, davon konnten sich die Teilnehmer*innen anschließend im Erzähldorf überzeugen. Susanne Tiggemann und Selma Scheele, die künstlerischen Leiterinnen des Erzählfests, Carmella Marinella, Thomas Hoffmeister-Höfener und André Wülfing erzählten an gleich vier Stellen: der Waldbühne, in zwei roten Erzählzelten und vor einem kleinen Wohnwagen, umgeben von Strohballen.
Jeder Erzähler und jede Erzählerin folgt beim Erzählen seinen eigenen Ritualen. So zum Beispiel Thomas Hoffmeister-Höfener, der seine Geschichten immer in einem großen alten Koffer dabeihat. Wenn er sich für eine entschieden hat, kommt erst noch eine kleine Drehorgel zum Einsatz, bevor es dann endlich losgeht. Carmella Marinellas Geschichtenschatz ist in einem Kochtopf verborgen. Und Selma Scheele fordert vor allem ihre kleinen Zuhörer*innen erst einmal dazu auf, die Ohrläppchen zu reiben und die Augen weit aufzumachen, damit beide bereit zum Zuhören und Zusehen sind. Tormenta Jobarteh begleitet sich selbst auf einer Kora, einem afrikanischen Instrument aus einem halben getrockneten Kürbis, bespannt mit Kuhhaut und 21 Saiten. Er nimmt die Zuhörer*innen mit in die Welt Afrikas.
Geschichten zum Mitmachen
In den Geschichten spielten natürlich Könige und Königinnen eine Hauptrolle, aber auch eine Mango kann eine ganze Geschichte füllen. Die Erzähler*innen ließen außerdem ganze Riesenfamilien und viele verschiedene Tiere lebendig werden. Wie es sich für Märchen und Geschichten gehört, erweckten sie auch Stühle, Fenster und Bäume zum Leben. An vielen Stellen banden die Erzähler*innen die Kinder in die Geschichte mit ein. Sie konnten mitsingen, stampfen oder klatschen.
So manche Geschichte sorgte für einen Aha-Effekt bei den Zuhörer*innen: Selma Scheele erzählte gestenreich, warum der Löwe so laut brüllt. Früher, so wusste sie, hatte er nämlich keine Stimme und die Tiere hatten Angst vor ihm. Sie trafen sich und suchten nach einer Lösung. Der clevere Hase hatte die rettende Idee: Er stahl den Bienen ihren Honig und strich diesen auf den schlafenden Honig. „Die Bienen waren stocksauer und verfolgten den Löwen“, erzählte Selma Scheele. Sie stachen ihn und er brüllte so laut, dass man es in der ganzen Wüste hören konnte. „Seitdem kann der Löwe brüllen“, schloss sie die Erzählung.
Seifenblasen und Seilhüpfen
Zwischen den Erzählrunden luden zahlreiche Kreativ- und Spielstationen ein, selbst ins Ausprobieren zu kommen. Da konnten Geschichten geangelt und Märchen erraten werden, Erzählhüttchen luden zum Verkleiden ein und in der Seilerei konnten die Kinder Bänder drehen oder Seilhüpfen. Nicht fehlen durften auch Seifenblasen, an denen auch die Erwachsenen ihren Spaß hatten. Und Pomologe Rainer Rausch lud zur Führung über die Streuobstwiese ein.
„Die Sonne strahlte mit den leuchtenden Kinderaugen um die Wette, als Geschichten aus aller Welt den Park des Heinrich Pesch Hauses erfüllten“, freute sich Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung, am späten Nachmittag. „Es gibt für uns als Familienbildung nichts Besseres als Familien eine schöne gemeinsame Zeit zu schenken, was uns heute gelungen ist. Egal ob beim Lauschen der Geschichten oder an den Kreativstationen – es war eine wundervolle Atmosphäre im Park und wir freuen uns sehr, dass so viele kleine und große Gäste dabei waren“, sagte sie.
Die „Offensive Bildung“ – Partnerschaftlich für frühe Bildung
Mit ihrem langjährigen Engagement zeigt die BASF SE, wie sich ein Unternehmen gemeinsam mit Kooperationspartnern dafür einsetzt, Kindern und Jugendlichen in der Metropolregion Rhein-Neckar gleiche Chancen auf Bildung zu ermöglichen. Gerade in den ersten Lebensjahren werden die Grundlagen für späteres Lernen gelegt. Frühe Förderung hat daher eine besondere Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes und dessen lebenslanges Lernen. In „Offensive Bildung“ engagieren sich seit 2005 Wirtschaft, Spitzenverbände, Träger von Kindertagesstätten, Schulen, Wissenschaft und Fachpraxis gemeinsam für Bildung in den Kitas und Grundschulen der Region. Schirmherrin der „Offensive Bildung“ ist die Deutsche UNESCO-Kommission.
Eines der Projekte ist die „Erzählwerkstatt“ mit dem Themenschwerpunkt Sprachförderung und Förderung interkultureller Begegnungen und Erzählkulturen. Das lebendige Erzählen von Geschichten aus verschiedenen Kulturkreisen im Erzählzelt fasziniert Kinder und hilft ihnen, ihre eigene Kultur und fremde Kulturen besser zu verstehen.
Weitere Informationen auf der Website www.offensive-bildung.de .