Zwei Geschichten mit zwei Botschaften, die alle Kinder verstehen: „Gemeinsam kann man in der Regel mehr erreichen als durch Egoismus“, ist die eine Aussage, die andere: „Manchmal reicht es einfach, ein bisschen Wärme und Helligkeit zu schicken.“ – „Bunte Farbenspiele“ war die Erzählveranstaltung überschrieben, die dieses Mal mit der Geschichtenerzählerin und Erzieherin Sigrid Schmitt bei der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus stattfand. Die Geschichten waren neu, das erfolgreiche Konzept ist gleich geblieben: Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren hören Geschichten und setzen sie hinterher kreativ in Bastelarbeiten um.

Niklas Kühnberger ist neu in der Familienbildung. Er hat am 3. September sein FSJ begonnen, bei dem er in der Familienbildung und im Bildungsbereich „Politische Jugendbildung“ eingesetzt wird. „Das ist eine interessante Kombination“, findet er am Ende des Tages: „Zuerst sind die Kinder total konzentriert und fasziniert, dann können sie basteln und toben, und am Ende sitzen sie wieder ruhig da und hören der letzten Geschichte zu. Und dann wollen sie am liebsten gar nicht nach Hause gehen!“

Niklas Kühnberger hat die Geschichten zweimal gehört, denn die Veranstaltung fand am Vor- und Nachmittag statt, jeweils mit Gruppen aus Kindertagesstätten und einzelnen Eltern mit ihren Kindern. „Es ist echt spannend, dass die gleiche Geschichte am Nachmittag anders klang als am Vormittag“, erzählt er und fügt hinzu. „Das ist etwas Anderes, als wenn sie nur vorgelesen wird.“ Denn beim Erzählen geht die Erzieherin auch darauf ein, wie die Kinder reagieren, sie nimmt ihre Stimmungen und Einfälle auf und bindet sie in die Erzählung ein.

Lauschen und Geschichten kreativ umsetzen

Für die Veranstaltung in der Familienbildung hat Sigrid Schmitt zwei Geschichten ausgesucht. In der ersten geht es um einen Wettstreit zwischen dem Wind und der Sonne: Wer ist wohl stärker? Gemeinsam mit den Kindern pustet Sigrid Schmitt so stark wie möglich – ohne Erfolg. Denn der Wind möchte eigentlich erreichen, dass ein Mann seine Jacke auszieht. Das schafft aber nur die Sonne – wie eingangs beschrieben „mit ein bisschen Wärme und Helligkeit.“

Die zweite Geschichte erzählt von drei Vögeln in Afrika. Diese Geschichte begleitet die Erzählerin mit einer Trommel, und auch die Kinder dürfen mittrommeln: mit Hilfe ihrer Hände und Oberschenkel. Die drei Vögel singen täglich bei einem Bauern, der ihnen dafür leckeres Futter gibt. Von dem Tag an, da sie denken, sie könnten alleine singen und das ganze Futter auch für sich alleine haben, mag der Bauer sie gar nicht mehr. Ihr Gesang klingt nicht mehr schön, sondern stört ihn. Sie müssen lernen, dass sie mit Solidarität und gemeinsam weiterkommen als mit Egoismus.

Im Anschluss dürfen die Kinder aus Kork und Federn die Vögel selbst basteln, und mit Hilfe von Papier und Kreppbändern entstehen lustige Windsäcke, die sie durch die Luft sausen lassen können.
Als Zugabe erzählt Sigrid Schmitt dann noch eine kurze Geschichte. Und dann löscht sie die Erzählkerze zum Zeichen, dass die Veranstaltung beendet ist.

„Kinder brauchen Geschichten“, betont Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung. Erzählveranstaltungen erfüllen vielfältige Funktionen, erklärt sie: „Das mündliche Erzählen ist ein wichtiges Instrument zur Sprachentwicklung und Sprachförderung. Darüber hinaus fördert es emotionale Bildung, Kommunikation und interkulturellen Dialog.“ Vertieft werden diese positiven Aspekte durch das kreative Tun: „Durch das kreative Gestalten passend zum Thema der Geschichte werden die Inhalte vertieft und die Kinder erfahren spielerisch eine Wiederholung. So bleibt die Geschichte im Kopf und im Herzen.“