„Interaktionen sind der Motor für die menschliche Entwicklung.“ Das gelte auch für die Sprache und den Spracherwerb, betonte Prof. Dr. Gisela Kammermeyer von der Universität Koblenz-Landau. Sie war Hauptreferentin des diesjährigen Sprachfördertags, an dem das neue Qualifizierungskonzept „Mit Kindern im Gespräch“ im Mittelpunkt stand.

„Was für ein wunderbares Thema“, freute sich in der Begrüßung Ulrike Gentner, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus. Das Thema Sprache ist ihr ein besonderes Bildungsanliegen, ist sie doch das wichtigste Mittel für ein gelingendes Miteinander von Menschen. „Es geht hierbei um mehr als um Kommunikation, es geht um eine Grundhaltung, um Achtsamkeit und Offenheit dem Anderen gegenüber“, so Ulrike Gentner. Passend zum Thema wünschte sie, dass die rund 120 Teilnehmenden an diesem Tag nicht nur zuhörten, sondern auch miteinander ins Gespräch kommen.

Interaktion auch beim Vortrag

Das gelang Prof. Kammermeyer ganz hervorragend. Immer wieder unterbrach sie ihren Vortrag und animierte die Teilnehmenden in „Murmelrunden“ zum Austausch. Denn ihr Qualifizierungskonzept „Mit Kindern im Gespräch“ fokussiert auf die Verbesserung der Interaktionsqualität mit Kindern. Ziel ist es, die pädagogischen Fachkräfte beim Erwerb von Sprachförderstrategien und deren Anwendung in Schlüsselsituationen  – wie bei (Vor-)Lesesituationen oder in Alltagssituationen in ihrem pädagogischen Alltag zu unterstützen. Neu dabei ist – und darauf ist die Erziehungswissenschaftlerin stolz – dass sich das Werk auf die Altersgruppen U3, Kindergarten und Grundschule erstreckt.

Im Mittelpunkt steht immer, die Kinder zum Sprechen und Denken herauszufordern und so zu langanhaltenden Gesprächen anzuregen. Prof. Kammermeyer verwies auf internationale Studien, wonach die Wirkung von Maßnahmen zur Sprachförderung ganz wesentlich von der Qualität der ErzieherIn-Kind-Interaktion abhängt. Sie betonte mehrfach, dass es wichtig ist, kleine Schritte zu gehen. Manchmal könnten ganz einfache Fragen, wie zum Beispiel: „Wie bist du denn darauf gekommen?“, ausführliche  Gespräche initiieren. Im Kitaalltag komme dies leider häufig zu kurz. Dies belegte sie ebenfalls durch Studien, wonach pädagogische Fachkräfte häufig geschlossene Fragen stellen und im Alltag eher beobachten, zum Spiel anregen oder Bemerkungen machen, nicht jedoch zur Kommunikation einladen.

Das ist ein hartes Brot“, räumte die Referentin ein, „aber es ist möglich, das eigene Gesprächsverhalten zu verändern.“

Seit zehn Jahren bildet die Familienbildung im Heinrich Pesch Haus Sprachförderkräfte aus. Gerade hat ein neues Curriculum begonnen. Sprachkräfte, die bereits die Qualifizierungsreihe „Sprache – Schlüssel zur Welt absolviert“ haben, können ab Mai mit drei Strategiemodulen des Konzeptes „Mit Kindern im Gespräch“ ihr Wissen vertiefen.

Seit vielen Jahren organisiert die Familienbildung im HPH den Sprachfördertag gemeinsam mit der Abteilung Kindertagesstätten im Bistum Speyer. Deren Leiter Joachim Vatter freute sich ebenfalls über die „hochkarätige Referentin“ für den Tag und bedankte sich bei ihr und ihrem Team dafür, dass sie „die Sprache in die Kitas bringen.“

Direkter Transfer in die Praxis

Anschaulich  stellten wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Uni Koblenz-Landau einzelne Module des Curriculums praxisorientiert vor. Eine Möglichkeit der Umsetzung ist etwa das Rollenspiel, das die Fachkraft zur Sprachförderung nutzen kann. In einem anderen Workshop erfuhren die Teilnehmenden, wie sie Aussagen von Kindern bewusst erweitern und damit ein Konzept für eine Sprachsituation entwickeln können. Besonders für den Kontakt mit Grundschulkindern eignen sich die Anregungen eines dritten Workshops. Darin ging es darum, wie die Fachkraft die Kinder animieren kann, differenzierte Begriffe zu erlernen und richtig zu verwenden. Und schließlich besteht die Möglichkeit der Rückmeldestrategien: Durch gezielte Strategien können Fachkräfte damit Denkprozesse und Sprachförderung kombinieren.

Heute Ideen für morgen

Die direkte Anwendung des Konzepts „Mit Kindern im Gespräch“ sowie die Möglichkeit, sich auszutauschen und für die nähere Zukunft auch mit anderen Einrichtungen zu vernetzen, weckte bei den Teilnehmenden wieder viel Begeisterung. Das war auch das Anliegen von Prof. Kammermeyer: „Ich hoffe, dass Sie heute schon eine Idee bekommen, die Sie morgen umsetzen können.“

Und weil es wichtig ist, erworbenes Wissen und Anregungen zu reflektieren, wird sie mit ihrem Team auch den Weiterbildungstag im kommenden Jahr unterstützen, versprach Kerstin Hofmann, zuständige Bildungsreferentin in der Familienbildung.

Den Vortrag von Prof. Kammermeyer stellen wir demnächst hier zum Download bereit.