„Spielen bei Kleinkindern ist zweckfrei, aber nicht zwecklos.“ Das ist einer dieser Sätze, die Veronika Löser von der Fortbildung „Wie kommt die Welt in den Kopf?“ besonders haften geblieben sind. Im Bundesprojekt „Kita Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ ist sie seit November 2017 als Projektfachkraft angestellt. Hierbei werden Gruppenangebote für Kinder in Ludwigshafen geschaffen, die noch keinen Kita-Platz haben. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Monika Geis und zwei Honorarkräften des Projekts besuchte sie die zweitägige Veranstaltung, die vom Institut für Lehrerfort- und –weiterbildung (ilf) angeboten wurde und den Zusatz trug: „Elementare Spielhandlungen erkennen, begleiten und fördern.“
„Es ist imponierend, wie Kinder zwischen null und drei Jahren bereits die Welt begreifen“, sagt sie jetzt. Aufgrund zahlreicher Erkenntnisse aus der Hirnforschung ist bekannt, dass Kinder beim Lernen wie kleine Wissenschaftler vorgehen. Sie lernen und begreifen durch „Versuch und Irrtum“, erforschen und testen – beispielsweise die Beschaffenheit von Materialien, die Entstehung von Geräusch und vieles mehr. „Dieses Vorgehen macht schon Kleinkinder zu eigenaktiven Entdeckern, interessierten Forschern und kreativen Schöpfern“, zitiert Löser fasziniert Peggy Bresnik, die Referentin der Fortbildung.
Wichtig: eine anregende Umgebung
Dieses Wissen, sagt sie, ist für pädagogische Fachkräfte ebenso interessant wie für Eltern. „Weil es deutlich macht, wie sie Kinder zum Lernen anregen können.“ Es gehe eben nicht darum, immer nur pädagogisch wertvolles Spielzeug anzubieten. Wichtiger sei eine anregende Umgebung. „Wir haben doch alle schon beobachtet, wie lange ein kleines Kind beispielsweise mit einer Brötchentüte spielen kann“, erklärt sie exemplarisch. Durch diese scheinbar sinnlose Beschäftigung lerne das Kind jedoch ganz viel: dass es laut ist, wenn es das Papier zerknüllt, dass die Tüte ihre Form verändern kann, und dass man sie zerreißen kann.
Ein Karton ist ein anderes Beispiel für einen Alltagsgegenstand, der zum Lernen animiert: „Aus dem kann alles Mögliche gemacht werden, ein Auto, ein Transportmittel, eine Höhle oder ein Haus“, erklärt sie. Und er verleitet zu sehr viel Bewegung: „Denn beim Spielen bewegt sich ein Kind manchmal mehr als in einer Turnstunde“, hat sie erfahren: Es hüpft in den Karton und klettert wieder hinaus oder schleppt ihn irgendwo hin. „Bei bis zu sieben Stunden am Tag, an denen ein Kind spielt, kommt so ganz schön viel Bewegung zusammen“, rechnet sie vor.
Forscher und „Materialtester“
„Kinder sind Materialtester“, erklärt Löser lachend das Phänomen, dass Kinder immer wieder Gegenstände auf den Boden werfen und beobachten, was darauf hin passiert: Es ist laut, der Gegenstand springt oder rollt weg – und die Eltern reagieren manchmal genervt. „Auch das ist Experimentieren und Forschen, und Eltern können das beruhigt als Entwicklungsprozess ansehen, der in Ordnung ist“, rät Löser zwinkernd.
Schließlich sei Lernen ein Prozess, bei dem alle Sinne angesprochen werden: Tasten, Riechen, Hören, Schmecken, Sehen – und auch Gefühle spielen dabei eine wesentliche Rolle. Wichtig für Eltern und auch Fachkräfte in Krippen ist es daher, die Kinder in dieser Entwicklung und ihren Verhaltensweisen gut zu beobachten.
„Aus dieser Beobachtung heraus bieten die Erwachsenen den Kindern die Impulse, die sie in ihrem Forscherdrang unterstützen. Aber sie geben ihnen auch die Zeit, die sie brauchen, und die Ruhe um abzuschalten“, meint Löser. „Für Eltern ist es oftmals herausfordernd zu akzeptieren, wenn Kinder scheinbar Rückschritte machen. Das bedeutet eigentlich nur, dass sie das Erlernte noch festigen müssen oder sich noch nicht sicher genug sind.“
Passende Angebote von „fambili“
All diese Erkenntnisse, die Veronika Löser und Monika Geis in der Fortbildung wieder bewusst geworden sind, spiegeln sich auch in den Angeboten von „fambili“ wider, freut sich Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus und verantwortlich für dieses Angebot an Eltern mit ihren Kindern zwischen null und drei Jahren: „In all unseren Kursen geht es darum, dass Mamas oder Papas Zeit mit ihrem Kind verbringen, dass sie es mit einer offenen Haltung beobachten und passend unterstützen“. Das gilt für PEKiP, wo es vorrangig um Körperwahrnehmung geht, oder für die so genannten Tanz-Minis in ihrem natürlichen Bewegungsdrang. In den Inselzeiten erhalten die Eltern vielfältige und spielerische Methoden sowie ganzheitliche Impulse zu Erziehung, Persönlichkeit, Entwicklung, Familiendynamik und Gesundheit.
„In unseren Angeboten geht es uns immer darum, die Bindung zwischen Eltern und Kindern zu festigen. Denn: Eine gute Bindung ist die Voraussetzung für Bildung, Entwicklung und Gesundheit“, betont die Diplom-Pädagogin und Erzieherin Hofmann.