„Weil es das sprichwörtliche Dorf nicht mehr gibt…“

„Ich mag diese Lebendigkeit“, sagte Pater Johann Spermann SJ, Direktor des Heinrich Pesch Hauses, beim Festakt anlässlich „Zehn Jahre Familienbildung im HPH“. – „Wir wissen: Wer Kinder hat, braucht Unterstützung und muss sich oft wehren“, so Spermann. Das Team der Familienbildung mit ihrer Leiterin Ulrike Gentner, die Dozent_Innen und Kooperationspartner leisten wertvolle Arbeit für Familien, hob der Direktor hervor.

Zugegeben: Dass die Familienbildung unter das Dach des Heinrich Pesch Hauses kam, war einst eher aus der Not geboren. Doch heute, nach zehn Jahren, wissen die Beteiligten, dass die Familienbildung ein unverzichtbarer Bestandteil der  Bildungsakademie ist, den niemand mehr missen möchte. Und so wurde am Samstag, 13. Mai 2017, ein großes Jubiläumsfest gefeiert.

Viele anerkennende Worte fanden auch die Teilnehmenden einer Podiumsdiskussion: Anne Spiegel, Familienministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Cornelia Reifenberg, Dezernentin der Stadt Ludwigshafen, Daniela Kalweit, Leiterin Externe Bildungsaktivitäten der BASF SE, Domdekan Dr. Christoph Kohl und Sabrina Wurtz, Referentin der Familienbildung.

bilden – begegnen – begeistern

Bunte Luftballons zeigten von der Straße aus den Weg zum Fest. Dass dazu auch bewusst Kinder eingeladen waren, das freute die Ministerin besonders. Und das Motto des Tages: „bilden – begegnen – begeistern“ nannte sein einen „herrlichen Dreiklang“, denn genau so müsse Familienbildung wirken. Sie nannte einige Aspekte, in denen Familienbildung unverzichtbar sei: in jeder Phase des Familienlebens von der Geburt bis hin zu Pflege von Angehörigen, bei der Integration von Migranten und Geflüchteten, und im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit – „denn wir wissen, dass es Familien gibt, die besonders belastet sind; und für diese ist Familienbildung kein Luxus, sondern eher eine Art  Grundrecht.“

Die gute Kooperation von Familienbildung und Stadt lobte auch Dezernentin Reifenberg. Sie wies auf gemeinsame Angebote und Fachtage hin und auch auf das gemeinsame Kursportal mit über 100 Angeboten in der Stadt für Familien mit kleinen Kindern. Bildungsgerechtigkeit ist auch aus Sicht eines großen Unternehmens wie der BASF SE ein wichtiges Thema, erklärte Daniela Kalweit. Sie betonte die Notwendigkeit, Kinder bereits in den Kindertageseinrichtungen gut in den Blick zu nehmen, mögliche problematische Entwicklungen wahrzunehmen, anzusprechen und gemeinsam gute Lösungen zu entwickeln. Das brauche eine „Diskussionskultur und eine gewisse Haltung“, und beides werde im HPH vorbildlich gelebt.

Domdekan Dr. Christoph Kohl wusste aus vielen Gesprächen zu berichten, wo Familien und Eltern heute Unterstützungsbedarf haben. Er sieht einen großen Beitrag der Familienbildung in der Bewusstseinsbildung und der Ausbildung von Achtsamkeit: bei den Eltern, aber auch in der Gesellschaft. „Eltern sind einem großen Druck ausgesetzt und können ihren Kindern nicht immer das geben, was sie doch wollen, wie etwa das Gefühl, ich hab dich lieb und habe Zeit für dich. – Und das hat erhebliche Folgen für das Kind!“

„Weil es das sprichwörtliche Dorf nicht mehr gibt….“, nannte Sabrina Wurz die Bedeutung von Familienbildung. Die Referentin spürt in ihren Kursen oft, dass „frisch gebackene Eltern“ zuvor noch nie ein Kind im Arm hatten – und oft gar nicht wissen, wie sich das anfühlt und was Kinder brauchen. Familienbildung ist für sie daher auch ein unverzichtbarer Ort, an dem Eltern sich austauschen können und lernen.

Für Ulrike Gentner ist es „ein Herzensanliegen, Familie als Gemeinschaft wertzuschätzen und als wichtige Institution zu sehen.“

Nach dem Festakt ging das Feiern richtig los: Im ganzen Haus gab es Angebote für Große und Kleine. Kinder konnten im Park toben und freuten sich auf die Hüpfburg, es gab vielfältige Bastelangebote, Experimentierstationen und gemeinsame Bewegungsimpulse für Eltern und Kinder. Die Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein Glaubenskurs sowie Schnupperangebote zu Erziehungskompetenz, Entspannung und Gesundheit waren ebenfalls Teil des Programms.

Mit Essens- und Getränkeangeboten und einem aufmerksamen Service präsentierte sich auch das Heinrich-Pesch-Hotel. Ein Blick in die Hotelzimmer war möglich, und die verschiedenen Bildungsbereiche des Heinrich Pesch Hauses sowie die zahlreichen Kooperationspartner machten das Fest zu einer „runden Sache“.

Die wurde abgeschlossen mit einer Geschichte von Susanne Tiggemann, die zuvor schon zwei Erzählrunden gestaltet hatte. „Ich war von Anfang bis jetzt zum Schluss da und habe jede Minute genossen!“ – Dieses Fazit der Kitaleiterin und ausgebildeten Erzählerin Henriette Reiser fasste zusammen, was viele Besucher am Ende zurück meldeten.

brid / 15.05.2017