Ist es eigentlich möglich, nichts zu tun? Diese Frage stellt sich anlässlich des nationalen „Tag des Nichtstuns“, der seit 1973 in Amerika gefeiert wird und auf den Kolumnisten Harold Pullman Coffin zurück geht.
Angeblich hat er moniert, dass in seinem Heimatland alle möglichen Feiertage existieren, an denen etwas zu feiern, zu ehren oder zu beachten sei – und dabei müsse an diesen Tagen auch noch gearbeitet werden! Daher riet er seinen Landsleuten: “Haltet wenigstens für einen Tag im Jahr einfach mal inne, entspannt euch, macht den Kopf frei, vergesst das Hasten und Rasen und ergebt euch dem Nichtstun!” Der Aktionstag war geboren und ist seither auch im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu finden.
Zurück zur Eingangsfrage: Ist es überhaupt möglich, nichts zu tun? „Es ist wichtig, nichts zu tun und einfach mal eine Auszeit zu genießen!“, meint Ulrike Gentner, Direktorin Bildung im Heinrich Pesch Haus. Der menschliche Körper braucht in jeder Altersphase eine Erholungsphase, auch geistig. Fehlende Pausen können zu Stress und körperlichen Erkrankungen führen.
Schließlich sei es wissenschaftlich erwiesen, dass das menschliche Gehirn beispielsweise oft im Schlaf auf Hochtouren tätig ist „Nichtstun“ ist aber auch eine Frage der Haltung, reflektiert sie: „Wir sollten auch ein bestimmtes Tun nicht verzwecken.“ Als Beispiel nennt sie das Wandern, ihre Leidenschaft, einfach aufgrund der Freude an der Bewegung, der Natur oder andere angenehme Freizeitgestaltungen, die frei machen. Nichtstun heißt auch, sich zurücklehnen und Abstand zu gewinnen zu alltäglichen Verpflichtungen. Unser Umfeld, Familien- und die Berufswelt fordern viel von uns Menschen.
Nichtstun: Was mir im Moment gut tut
„Nichtstun bedeutet, das zu tun, was mir im Moment wichtig ist. Vielleicht genieße ich es, einfach auf der Couch zu liegen, vielleicht höre ich schöne Musik, vielleicht ist es auch der Spaziergang oder die Joggingrunde. Auszeit ist das, was gut tut“, nennt Kerstin Hofmann, Leiterin der Familienbildung im HPH, weitere Beispiele.
Doch Studien zeigen, dass die Seele baumeln lassen, Entspannung und Zeit für sich selbst eine positive Wirkung auf den Blutdruck und das Immunsystem haben. Nach Ruhepausen sind wir leistungsfähiger, daher ist diese Zeit effektiv nicht verloren, sondern überaus nützlich. Zudem zeigt sich, dass nach Ruhephasen oder bewusstem Abschalten die Kreativität steigt und wir besser auf gute neue Ideen kommen, bestätigt auch Jana Schmitz-Hübsch, Leiterin der Familienbildung im HPH.
Bewusste Menschen üben sich immer wieder im Entschleunigen, legen smartphonefreie Tage ein oder chillen. Nichtstun ist damit auch ein wichtiger Beitrag, gut mit sich selbst umzugehen. Wie das gelingen kann, dazu gibt eine Impuls-Karte des Zentrums für Ignatianische Pädagogik wertvolle Anregungen.